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Die Kunst der Transformation [Buchbesprechung]

von Nathan Niedermeier, erschienen in Ausgabe #42/2017
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Club of Rome-Mitglied Stefan Brunnhuber erklärt in seinem neuen Buch »Die Kunst der Transformation«, warum wir angesichts der riesigen globalen Herausforderungen einen neuen Blick auf den Menschen brauchen – die Erweiterung der Degrowth-Debatte um die Dimension der Psychologie. Laut dem Ökonomen und Direktor einer Klinik für Integrale Psychiatrie müssen wir den Wandel in unserem individuellen und kollektiven Bewusstsein beginnen.
Ein wichtiger Punkt sei zum Beispiel das Denken in Zyklen. Wenn die Gesellschaft bzw. die Ökonomie Kreislaufstrategien verfolge, so würden sich auch unsere Produkte, Dienstleistungen und unser ganzer Lebensstil wandeln. Zunächst müsse sich die soziale Praxis des Menschen ändern, später könnten dann die Modelle und Techniken angepasst werden. Bloß fossile durch erneuerbare Energien auszutauschen, das würde nicht ausreichen; immerhin würde es uns aber Zeit verschaffen, um nach wirklichen Lösungen zu suchen. Als Beispiele für Kreislaufstrategien kommt der Autor auf bereits bekannte, konkrete Lösungsansätze – etwa »Cradle to Cradle« oder das bedingungslose Grundeinkommen – zu sprechen und beleuchtet deren Vor- wie Nachteile.
Dieses Buch bietet einen Rundumblick auf die Herausforderungen, mit denen sich die heutige Menschheit konfrontiert sieht. Es zeichnet ein neues Bild des Menschen, das unter anderem auf der Annahme beruht, dass der Mensch prinzipiell auf Fairness, Empathie und Kooperation ausgelegt sei – und es zeigt, warum dieses neue Verständnis so wichtig für die notwendige Transformation ist.
Nachdem der Autor schonungslos die aktuell vorherrschenden Mechanismen – insbesondere das Finanz- und Wirtschaftssystem – auf den Prüfstand gestellt hat, kommt er zu dem Ergebnis, dass diese Strukturen uns daran hindern, uns so zu entfalten, wie es der menschlichen Natur entspräche. Brunnhuber sieht den Menschen nicht als ein von Grund auf aggressives Wesen; Aggression sei vielmehr ein Produkt der Sozialisation und Gewalt nur ein Mittel zum Zweck, jedoch kein Selbstzweck. Damit stellt der Ökonom das Modell des Homo oeconomicus in Frage.
Dem Psychologen geht es allerdings zunächst darum, die nötigen Fragen zu entwickeln, was für eine Welt wir denn wollen – ohne dabei gleich Antworten finden zu müssen: »Der konkreten operationalen Ebene geht immer die Vision und das Denken einer neuen Welt voraus«, schreibt er. Letztlich geht es dabei um eine Neudefinition unserer Gesellschaft. Laut Brunnhuber brauchen wir dafür als erstes den erwähnten inneren Bewusstseinswandel – etwa die Anerkennung der Tatsache, dass Konkurrenzdenken in einer global angelegten Welt nicht sinnvoll ist. Nötig sei vielmehr eine globale Empathie. ◆ 
 

Die Kunst der Transformation
Wie wir lernen, die Welt zu verändern.
Stefan Brunnhuber
Herder, 2016
336 Seiten
24,99 Euro

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