Permakultur

Urbar dank Mulch

Neue Beetflächen lassen sich ohne viel Mühe anlegen.
von Ulrike Meißner, erschienen in Ausgabe #41/2016
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Im Lauf meiner Gartenjahre habe ich in diversen Gärten unter unterschiedlichen Voraussetzungen Beetflächen neu angelegt, indem ich den Boden zeitweilig mit jeweils vorhandenem Material abdeckte. Dabei kamen unter anderem halbverrotteter Kompost, Laub, Stroh, Kaninchen- und Schafsmist, gehäckselte Zweige von Brombeere und Sträuchern, Sägespäne sowie Pappe (ohne Farbe und Oberflächenveredelung, maximal schwarz bedruckt) zum Einsatz. Gespart habe ich mir dadurch immer viel Grabearbeit – und dem Boden viele zerteilte Regenwürmer. Andererseits musste Material gesammelt werden, weshalb ich jeweils versuchte, immer das zu nutzen, was vor Ort oder »auf dem Weg« anfiel.

Meine Erfahrung: Je nachdem, welche Geschichte die Fläche hat und welches Material zur Verfügung steht, funktioniert das Mulchen zur Neuanlage unterschiedlich gut. Dass es nach dem Mulchen der Fläche noch etwa ein halbes Jahr dauert, bis richtig gärtnerisch losgelegt werden kann, muss eingeplant werden. Warum das so ist, erschließt sich aus dem Folgenden:
Meinen ersten Versuch machte ich auf einer lehmigen Wiese. Dort habe ich im Herbst das abgemähte Gras teilweise mit Pappe abgedeckt (so viel, wie eben da war); anschließend bedeckte ich die ganze Fläche mit Herbstlaub und viel halbverrottetem Kompost. Bis zum Frühjahr war das Gras inklusive Wurzeln unter der Mulchschicht verrottet. Ich konnte die Fläche bepflanzen, wobei ich den Boden zusätzlich mit der Grabegabel lockerte. An wenigen Stellen fand sich noch Ackerwinde oder Quecke, dort musste ich die Wurzeln ausgraben.
Eine andere Fläche wurde während eines Permakulturtreffens im Frühjahr als Kartoffelmulchbeet angelegt. Auf das gemähte Gras legten wir Pappe, und darauf kam alles, was wir an Material zur Ver 01IMGP0606 fügung hatten: gehäckselter Zweigschnitt, altes Heu, Kaninchenmist, frisch gehauenes (Sächsisch für: gemähtes, gesenstes) Gras. In diese Schicht legten wir Kartoffeln, wobei wir zuvor für die Saat jeweils ein Loch in die Pappe stachen. Im Sommer habe ich hier und dort noch einmal Mulchmaterial nachgelegt, da die Schicht doch relativ dünn war. Die Kartoffeln wuchsen, allerdings nicht so perfekt wie in einem lockeren Beet; auch war der Standort etwas zu schattig. Nacktschnecken kamen als weiterer Hemmfaktor hinzu, und an einer Stelle naschten Mäuse an den Knollen. Dennoch konnten wir im Herbst einige Kartoffeln ernten. Die Erde war indes nicht so locker, wie ich es erwartet hatte. Es zeigte sich beim Ernten, dass der Wurzelfilz der Wiese und besonders wohl die Wurzeln der etwa acht Meter entfernt stehenden gut 60-jährigen Eschen den Boden noch ziemlich kompakt hielten. Dort habe ich den Winter über weitergemulcht; an den Stellen, wo ich Stauden setzen wollte, lockerte ich mit der Grabegabel auf, wobei ich zusätzlich Komposterde bzw. gesammelte Erde von Maulwurfshügeln einbrachte. Im darauffolgenden Frühjahr zeigte sich, dass das Scharbockskraut, das als Frühjahrsblüher auch auf der umgebenden Fläche wächst, das Mulchen unbeschadet überstanden hatte und das Beet schön gelb blühte. Heute, zwei Jahre später, dient es als ein Mischbeet für Kräuter und Blumen.
Das letzte Beispiel betrifft die Neuentwicklung unseres Gemüsegartens. Dieser entsteht zum Teil auf einer Fläche, die bis vor etwa 20 Jahren als Garten genutzt wurde, dann aber mit Gräsern, Brombeeren, Brennnessel, Kanadischer Goldrute, Giersch etc. zuwuchs. Hier wird derzeit sukzessive eine neue Beetfläche mit Schafsmist sowie mit Pappe abgedeckt. Den Winter über kann das kompostieren, und im folgenden Frühjahr pflanze ich möglichst starkzehrende Pflanzen an. Nach fast zwei Jahren stelle ich fest, dass diese Methode sehr gut funktioniert. Auf der abgedeckten Fläche verschwanden jeweils alle wildwachsenden Pflanzen. Mein Tipp an Nachahmer: darauf achten, dass die Pappen sich gut überlappen oder der Mist dick genug ist! Ansonsten wagen Giersch oder Brombeere immer gerne einen Versuch, wieder aufzuwachsen. Dass dieser Versuch besser er verlief als die vorherigen, führe ich auch auf den vielen verwendeten Mist zurück. Er konnte in ausreichender Stärke und ohne Lücken den Boden abdecken.
Ist die Fläche einmal urbar gemacht, gilt es selbstverständlich, weiter dranzubleiben: Wildpflanzen haben Samen im Boden hinterlassen, die nach und nach aufkeimen. Solange man die Keimlinge jätet oder hackt, bevor sie neue Samen tragen, lässt sich damit aber gut umgehen. Auch die »Wurzelwanderer«, wie Giersch oder Gundermann, finden solch eine Mulchfläche natürlich toll und versuchen, vom Rand her wieder einzuwandern. Hier sollte gejätet oder regelmäßig lichtabschließend gemulcht werden.•

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