Buchtipps

Einfach. Jetzt. Machen (Buchbesprechung)

von Jörn Wiedemann, erschienen in Ausgabe #26/2014
Photo

Selten habe ich ein Buch so schnell gelesen. Das neue Werk des Transition-Vordenkers Rob Hopkins macht Spaß. Er kommt schnörkellos auf den Punkt und zeigt Möglichkeiten und Sichtweisen, sich auf die Postwachstums-Ära vorzubereiten.
Im ersten Kapitel wird den Leserinnen und Lesern anhand von etlichen beeindruckenden Zahlen dargelegt, warum es höchste Zeit zu handeln ist. Besonders spannend fand ich eine Studie aus New Orleans, die die Auswirkung von großen Supermärkten im Vergleich zu Einzelhandelsgeschäften auf die Wirtschaftsdaten einer Region bezog. Darin wird beispielsweise nachgewiesen, dass große Supermärkte bei gleicher Fläche gegenüber vielen Einzelhändlern nur halb so hohe Umsätze generieren, und dass nur ein geringer Teil der Wertschöpfung in der Region bleibt, während lokale Einzelhändler über 30 Prozent ihres Umsatzes auch wieder vor Ort ausgeben.
Im zweiten Kapitel wird am Beispiel vieler erfolgreicher Initiativen gezeigt, wie jeder und jede einzelne sofort ins Handeln kommen kann, wie man seine Nachbarn einbindet und wie aus einer Idee eine Aktion oder – besser noch – eine dauerhafte Einrichtung wird: Beispielsweise die Einführung einer Kom- plementärwährung, mit der in Bristol sogar lokale Steuern bezahlt werden können und die dort bereits nach zwei Jahren dazu geführt hat, dass jährlich Wirtschaftsaktivitäten im Gegenwert von zwei Million Euro regional abgewickelt werden.
Im dritten Teil geht es zunächst darum, wie sich eine Transition-Gruppe zusammenfindet und an- schließend um die weitere Entwicklung. Dabei werden nützliche Tipps, die sich bereits bewährt haben, vorgestellt und mit Praxisbeispielen aus der ganzen Welt verknüpft: Vom selbstgestalteten Dinner-Abend in Portugal bis zu Gemeinschaftsgärten in Australien – die Bandbreite der Initiativen ist inspirierend und macht Mut.
Die deutsche Ausgabe wurde um ein Kapitel erweitert, in dem von Gerd Wessling der aktuelle Stand der deutschen Initiativen und einige schöne Beispiele genannt werden. Lediglich einige konkrete Projekte aus Österreich und der Schweiz habe ich vermisst.
Was dieses Buch auszeichnet, ist seine verständliche Sprache, sind die vielen ermutigenden Beispiele erfolgreicher Initiativen und die klaren Handlungsempfehlungen. Wer sich bereits länger mit der Transition-Bewegung beschäftigt, wird hier zwar nicht viel wirklich Neues zu lesen bekommen. Die zahlreichen Praxisbeispiele und sein Quellen- und Literaturverzeichnis machen das Buch aber zu einer erfrischenden Lektüre und wertvollen Fundgrube.

 

Einfach. Jetzt. Machen.
Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Rob Hopkins
oekom, 2014

192 Seiten
ISBN 978-3865814586
12,95 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #26

Photo
Naturvon Johannes Hoffenreich

Wir sind die Natur!

Ein wissenschaftliches Institut, das dem Cradle-to-Cradle-Prinzip verpflichtet ist, forscht zur Rolle des Menschen als »Nützling«.

Photo
Gärtnern & Landwirtschaftvon Lübbert Anke

Das Moor als Klimaretter

Die Michael Succow Stiftung und die Universität Greifswald wollen in Vorpommern eine »Modellregion Moor« entwickeln. Würden Landwirte auf »Paludikultur« umsteigen, könnten ­Flächen wiedervernässt werden, was dem Klima zugute käme.

Photo
(Postwachstums-)Ökonomievon Johannes Heimrath

Agrarindustrie haben alle satt

Jochen, du ziehst die Fäden hinter der ­Demonstration »Wir haben es satt!«, die »Bauernhöfe statt Agrarindustrie« fordert. Was ist dein beruflicher Hintergrund?Ich habe Landwirt gelernt und Agraringenieurswesen studiert. In Süddeutschland war ich sechs

Ausgabe #26
Landwende

Cover OYA-Ausgabe 26
Neuigkeiten aus der Redaktion