Titelthema

Chronisch vergiftet

Fast alle Menschen auf dem Land und in der Stadt haben inzwischen das Ackergift ­Glyphosat im Körper.von Ute Scheub, erschienen in Ausgabe #26/2014
Photo
© Tamina Miller

Küchengerüche liegen in der Luft des »Idinger Hofs« in Bad Fallingbostel, aber auch Schwaden aus Zorn, Verzweiflung und Wut. Alle paar Monate treffen sich dort Landwirte und Viehhalterinnen aus ganz Deutschland. Es geht um eine unheimliche Krankheit, die ihre Existenz ruiniert hat, aber nach Meinung der Behörden gar nicht existiert: um »chronischen Botulismus«.
Ulrich Kuder, Bauer aus Thoßfell im sächsischen Vogtland, hat zusammen mit seinem Bruder Mario rund 300 Kühe verloren. Die Geschwister hatten dieselben Symptome wie ihre Rinder: Muskellähmungen, Bewegungsprobleme und Gelenkschmerzen. Hermann Bormann, Milchbauer im niedersächsischen Ubbendorf, war stolz auf die überdurchschnittliche Leistung seiner Kühe. Bis 400 Tiere starben. Niels Bratrschovsky aus dem mecklenburgischen Groß Stieten verlor 850 Tiere, auch Hofhund und Hofkatze; die Familie erkrankte.
Heinrich Strohsahl aus einem Dorf bei Itzehoe in Schleswig-Holstein musste ohnmächtig zusehen, wie innerhalb von gut zwei Jahren mehr als 1000 seiner Hochleistungskühe verendeten. Er erkrankte selbst schwer, hatte Muskel-, Schluck- und Augenprobleme, war ständig müde, und wenn er im Bett lag, fingen »alle Muskeln an zu vibrieren«. Der Hof, den er mit seinen Brüdern geerbt hatte, sollte sein Lebenswerk werden. Nun ist er ruiniert.
Einen zweistelligen Millionenschaden hätten die in der »Interessengemeinschaft Botulismus« (www.ig-botulismus.de) organisierten Landwirte erlitten, schätzt ihr Vorsitzender Klaus Wohldmann aus Demen in Mecklenburg. Er selbst musste nach dem Tod von 300 Tieren seinen Hof aufgeben, die ganze Familie wurde krank, sein jüngster Sohn ist schwerstbehindert. Der vom Schicksal schwer getroffene Mann hat den Eindruck, dass die Behörden ihn als Querulanten sehen und immer wieder schikanieren, statt ihm zu helfen.
»Das kann niemand nachvollziehen, der kein Bauer ist, wie einem zumute ist, wenn täglich Tiere sterben«, sagt Ulrich Kuder.
Chronischer Botulismus breitet sich seit Mitte der 1990er Jahre aus. Nach Schätzungen verschiedener Experten sind 2000 bis 9000 Höfe betroffen, mit Schwerpunkt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die Dunkelziffer ist extrem hoch, weil Betroffene aus ökonomischen Gründen schweigen. »Landwirte sehen sich gezwungen, Fleisch und Milch von kranken Tieren zu vermarkten«, sagt einer von ihnen. Welche Folgen das für Konsumenten hat, ist völlig ungeklärt. Das Problem geht weit über Deutschland hinaus. In den USA und Kanada sterben immer mehr Jungtiere. Der dänische Tierarzt Jörn Erri berichtet in Fallingbostel von erkrankten Herden und ruinierten Höfen in Dänemark und Schweden, andere wissen von Fällen in Belgien und den Niederlanden.

Behörden: Die Bauern sind selbst schuld
Wenn eine Krankheit von Tier zu Tier oder gar zu Menschen überspringt, ist die Definition einer »Tierseuche« erfüllt. Doch Bundes- und Landesministerien stufen diese neue Form des Botulismus nicht als solche ein – wohl aus Furcht vor einem Lebensmittelskandal. Obwohl das Bundes­agrarministerium seit über einem Jahrzehnt von dem seuchenhaften Geschehen weiß, gab es erst 2012 eine Studie dazu in Auftrag – deren Methodik umstritten ist. Ergebnisse sind, wenn überhaupt, erst ab Mai zu erwarten. Eine Entschädigung der Betroffenen lehnte das Bundeslandwirtschaftsministerium noch unter Ilse Aigner ab. Für das Ministerium und das ihm unterstehende Bundesinstitut für Risikobewertung ist chronischer Botulismus nur eine »Hypothese zur Erklärung eines unspezifischen Krankheitsbildes«. Die Krankheit sei auf Fütterungsfehler der Landwirte und schlechte Hofhaltung zurückzuführen. Mit anderen Worten: Die ruinierten Bauern seien selbst schuld.
»Seltsam«, merkt Niels Bratrschovsky sarkastisch an, »dass sich in bestimmten Regionen die dummen Bauern so häufen.«
Also, was sind die Ursachen? Bei Familie Bratrschovsky sind Fäulnisbakterien durch DDR-Altlasten auf den Hof gelangt, bei den Wohldmanns durch eine Fluss-Überschwemmung. In vielen Fällen aber gibt es einen anderen Verdacht: Glyphosat. Chronischer Botulismus trat parallel zum Einsatz von glyphosathaltigem Kraftfutter seit 1996 und verstärkt seit 2005 auf.
»Nervengift für Rinder« nennt der Zoologieprofessor Sievert Lorenzen das meistverkaufte Pflanzenvernichtungsmittel der Welt in einem Aufsatz. Und weiter: »Praktisch wie bei der Entstehung jeder Krankheit sind auch bei der Entstehung von chronischem Botulismus verschiedene Faktoren beteiligt: Einer von ihnen, das Bakterium Clostridium botulinum, vollzieht den Ausbruch der Krankheit, die anderen Faktoren, vor allem Glyphosat, begünstigen ihn.« Der Professor spricht deshalb von einem »Glyphosat-Vergiftungs-Syndrom«.

Gift als umweltfreundliche Alternative?
Clostridium botulinum, das mit Botulinumneurotoxin eines der stärksten Gifte überhaupt produziert, ist in sehr geringem Umfang natürlicherweise im Boden vorhanden. Solange sich in einer lebendigen Erde viele seiner mikrobiotischen Gegenspieler tummeln, stellt es keine Gefahr dar. In ihrer »Göttinger Erklärung« äußerten Tiermediziner jedoch schon im März 2010 den Verdacht, es könnte sich in Biogasanlagen rapide vermehren und dann über das Ausbringen von Gärresten auf Äcker und Grasflächen den Boden kontaminieren und in den Futterkreislauf geraten. Glyphosat wiederum verändert die Zusammensetzung des Bodenlebens, so dass sich dort pathogene Keime schneller ausbreiten können.
In etlichen betroffenen Betrieben wurde inzwischen Glyphosat nachgewiesen. Die Brüder Strohsahl und andere Bauern hatten ihre Kühe mit glyphosathaltigem Kraftfutter gefüttert. Hermann Bormanns Hof liegt in der Abluftfahne eines Kraftfutterwerks, in dem Gen-Soja verarbeitet wird. Im Urin des kranken Bauern Kuder stellte die Leipziger Professorin Monika Krüger 2,29 Mikrogramm Glyphosat pro Liter fest. Das ist das 229-Fache des Grundwasser-Grenzwerts für das Agrogift, der 0,01 Mikrogramm pro Liter beträgt! Wieviel Gift der Landwirt in seinem Körper hat, darüber sagt der Wert indes nicht viel aus, denn mit Trinken lässt er sich »verdünnen«. Zudem scheiden erkrankte Menschen oder Tiere weniger Gift aus, wenn ihre Nieren bereits geschädigt sind.
Da Monsanto Glyphosat als »umweltfreundliche« Alternative zum bodenschädigenden Pflügen anpreist, setzen Landwirte es umittelbar vor und nach der Ernte ein, schwerpunktmäßig in den Großbetrieben Norddeutschlands. Auch so gerät es ins Stroh, Vieh- und Menschenfutter. Im bayerischen Chiemgau, wo die Rinderdichte genauso hoch ist wie im Norden, die Bauern aber fast kein Gen-Soja verfüttern oder es im Rahmen der »Aktion Zivilcourage« (www.zivilcourage.ro) sogar explizit boykottieren, gibt es dagegen kaum chronischen Botulismus (siehe Karte). Und laut einer Studie der Tiermedizinerin Monika Krüger – gerade erst im Journal of Environmental & Analytical Toxicology publiziert – haben Kühe aus dem gentechnikfreien Chiemgau auch fast kein Glyphosat im Urin.
Glyphosat ist ein sogenannter Chelator, der lebenswichtige Spurenelemente wie Mangan und Selen für den Organismus unverfügbar macht. Das löst Mangelerscheinungen aus sowie eine »Kaskade von Wirkungen«, so der Tierarzt Achim Gerlach aus Dithmarschen. »Wenn wir uns dieses Problems nicht annehmen, wird es in Deutschland bald keine Hochleistungs-Milchproduktion mehr geben«, warnt er. Weil Tiere Spurenelemente kaum mehr aufnehmen können, stehen sie mangelernährt, abgemagert und unfähig zu trinken vor ihren »Kraft«futtertrögen, bis sie sterben.
Monika Krüger sieht Glyphosat zumindest als »Mitverursacher«. Nach aktuellen Studien aus Leipzig und Übersee hat das Gift im Verdauungssystem von Hühnern, Kühen und wohl auch Menschen fatale Folgen: Probiotische Bakterien sterben ab, Clostridien, Salmonellen und andere Krankheitserreger nehmen rasant zu. Weil Glyphosat zudem Darmschleimhäute angreift, werden die Tiere mit den Erregern nicht mehr fertig. Bei Kühen aus konventionellen dänischen Ställen diagnostizierte das Leipziger Team Glyphosat im Urin und gleichzeitig Mangan- und Kobaltmangel sowie Leber- und Nierenschäden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung wiegelte ab: Ein »kausaler Zusammenhang« lasse sich durch die Studie nicht belegen. Das hatten die Forscher auch nicht behauptet, weil es wissenschaftlich unhaltbar wäre.

Fast alle Menschen haben Glyphosat im Urin
Das Leipziger Wissenschaftsteam testete auch mehrere hundert Land- und Stadtbewohner, Fleischesser und überwiegend Bio-Kost verzehrende Personen – fast niemand war glyphosatfrei. Die Werte schwankten zwischen 0,5 und 2,0 Mikrogramm pro Liter Urin, wobei Menschen mit konventionellen Ernährungsgewohnheiten ungefähr dreimal so hohe Werte wie Bio-Essende aufwiesen. Auch der Bremer Mediziner Hans Wolfgang Hoppe fand bei rund zwei Dritteln der Testpersonen das Gift im Harn. In einer »Peer-Review«-Studie fanden die Leipziger zudem heraus, dass chronisch kranke Menschen signifikant höhere Werte des Agrogifts aufwiesen als gesunde. Möglicherweise führen glyphosatverursachte Mangelerscheinungen auch bei Menschen zu chronischen Krankheiten oder verstärken diese.
Millionen Deutsche nehmen Glyphosat auf – in konventionellem Fleisch, Milch, Milchprodukten, Eiern, Sojaprodukten, Brot und anderen Getreideprodukten. Tiere werden mit Gen-Soja-»Kraftfutter« aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und den USA gefüttert. Jeder Bundesbürger konsumiert laut einer Studie des NABU im Schnitt jährlich 60 Kilogramm genverändertes Soja. Studien darüber, wie viel Agrogift er damit aufnimmt, gibt es nicht.
Bei Menschen, die sich biologisch ernähren, müsste die Giftbelastung eigentlich bei Null liegen. Aber vermutlich über Feldverwehungen oder Gülle-Einträge ins Grundwasser haben auch sie Spuren im Harn. In meinem Urin betrug die Belastung 1,77 Mikrogramm pro Liter, bei meinem Mann 1,96 und bei meinem Sohn 0,88. Wir essen seit Jahren Bio-Kost.
Gentechfutter wird beim Import zudem fast nie kontrolliert. 2010 zogen die Behörden laut Antwort auf eine Anfrage der Bundestags-Grünen exakt sieben Glyphosat-Proben. Die NGO Testbiotech stellte 2013 auf Sojafeldern in Argentinien Überschreitungen des ohnehin hohen Grenzwerts in 7 von 11 Proben fest; der höchste Wert lag bei fast 100 Milligramm pro Maßeinheit.
Im Herbst 2012 fand »Ökotest« das Pflanzengift in 14 von 20 getesteten konventionellen Getreideprodukten wie Mehl, Brötchen und Haferflocken. Wahrscheinliche Ursache: Seit 2006 erlaubt die EU die Vorerntetrockung (»Sikkation«) von konventionellem Getreide, Kartoffeln, Raps und Hülsenfrüchten durch Glyphosat. Den Grenzwert für dessen Gehalt in Getreide und Soja ließ die EU-Kommission 2012 klammheimlich heraufsetzen, für Soja beträgt er nun stolze 20 Milligramm pro Kilo.
Eine BUND-Studie vom Juni 2013 bestätigte: Fast die Hälfte aller Stadtbewohner in Europa hat Glyphosat im Körper. In Staaten mit intensiver Landwirtschaft – etwa Deutschland, Großbritannien und Polen – waren 70 Prozent der Menschen belastet. Das zuständige Bundesinstitut für Risikobewertung wiegelt ab: Dass immer mehr Glyphosat gefunden werde, sei »erwartbar« und kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Die täglich duldbare Aufnahmemenge könne sogar von 0,3 auf 0,5 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht heraufgesetzt werden, verkündete es nach Auswertung neuer Studien bei einem Symposium Anfang 2014.
Die Betroffenen haben also ein Problem: Sie müssen eine Kausalwirkung beweisen – was ihnen niemals gelingen kann. »In diesem Niedrigdosis­bereich sind praktisch nie eindeutige Ursachen beweisbar. Deshalb können sich die Ämter aufs Nichtstun verlegen, solange es keine breite politische Bewegung dagegen gibt«, sagt ein Wissenschaftler, der namentlich nicht genannt werden will.

Umweltverseucher Monsanto
In seiner Werbeschrift »Agrardialog«­ behauptet Monsanto, Glyphosat sei »der am besten untersuchte Herbizidwirkstoff überhaupt«. Es blockiere wachstumsfördernde Enzyme bei Pflanzen, die bei Mensch und Tier nicht vorkämen; seine geringe toxische Wirkung sei hundertfach belegt. Die investigative Journalistin Marie-Monique Robin deckt jedoch in ihrem Buch »Mit Gift und Genen« auf, dass unzählige Studien von Monsanto bezahlt und manipuliert wurden – auch jene, auf die sich das Bundesinstitut für Risikobewertung bezog.
Am Anfang der Gentechnik stand eine politische Entscheidung der US-Regierung unter Bush senior: Gentech ist gut, die Risiken sind wegzudefinieren. Genmanipulierte Pflanzen seien »artgleich« mit ihren konventionellen Verwandten. Und weil Soja harmlos sei, müsse die Wirkung von Gen-Soja nicht untersucht werden (»substanzielle Äquivalenz«). Dennoch waren manche Testergebnisse so katastrophal, dass Studien verfälscht wurden, etwa durch Bildung falscher Kontrollgruppen oder Unterdrückung von Todesfällen. Monsanto wurde deswegen zigfach gerichtlich verurteilt.
Wiederholt sich das Muster dieser Geschichte? Eine Manipulation der Tests besteht darin, dass sie meist mit reinem Glyphosat und nicht mit den noch viel giftigeren Beistoffen durchgeführt wurden. Besonders Zusatzstoffe wie Tallowamine und der Abbaustoff AMPA stehen im Verdacht, schwere Störungen bei der Zell- und Embryonalentwicklung sowie im Hormonsystem von Tieren und Menschen zu verursachen. Unabhängige Forscher verweisen auf den starken Anstieg von Brust- und Prostatakrebs in den USA, seit Monsanto in den 1970er Jahren mit dem Glyphosat-Verkauf begonnen hat. Weil das Agrogift Störungen der Darmflora, der Enzymaktivitäten und des Sulfattransports verursache, sei es mitverantwortlich für den alarmierenden Anstieg von Depressionen, Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Autismus und Alzheimer. Andere Untersuchungen machen Glyphosat und AMPA für das weltweite Amphibiensterben verantwortlich. Wie viel Gift sich in hiesigen Gewässern befindet, weiß niemand, weil es nicht gemessen wird. In einer US-Studie war es in 70 Prozent aller Proben des Regenwassers, in 50 Prozent der Bäche und in 20 Prozent der Seen nachweisbar.
In der ZDF-Sendung »Das stille Gift« gab ein Mitarbeiter des Bundesinstituts für Risikobewertung zu: »Wir haben keine eigenen Studien, nur die der Antragsteller.« Da beißt sich die Schlange in den Schwanz: Weil es kaum unabhängige Untersuchungen gibt, behaupten Behörden, es gebe keinen Schadensbeweis, ergo kein Problem. Und deshalb wird nun die tägliche duldbare Aufnahmemenge noch weiter hochgesetzt.
Die EU-Zulassung von Glyphosat läuft 2015 aus. Der Bundesrat hat sich im November 2013 auf Druck mehrerer rot-grüner Landesregierungen bereits für ein Verbot seiner Anwendung in Haus- und Kleingärten sowie bei der Vorerntetrocknung von Getreide ausgesprochen. Wenn genug öffentlicher Druck entsteht, bestehen Chancen, dass das Gift verboten wird – trotz der verharmlosenden Haltung der Behörden. Diesem Ziel verschreibt sich die Kampagne »Ackergifte? Nein danke!«, die vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen hat.
Damit ist den in Fallingbostel versammelten, schwer getroffenen Landwirten allerdings noch nicht geholfen. Sie fordern ein Vermarkungsverbot für kranke Tiere, eine gewissenhafte Verbraucheraufklärung sowie einen Entschädigungsfonds. •

 

Ute Scheub (58) lebt als Publizistin und promovierte Politikwissenschaftlerin in Berlin. Sie schreibt lieber Geschichten des Gelingens über ökosoziale Pioniere als über Gifte.

 

___________________________

Was ist Glyphosat?
Der US-Konzern Monsanto ließ Glyphosat in den 1970er Jahren patentieren. Es kommt in Form eines Salzes zum Einsatz und behindert den Stoffwechsel der Pflanze, so dass sie abstirbt. Glyphosat ist Hauptbestandteil von »Roundup«, dem meistverkauften Herbizid der Welt. Weil das Patent inzwischen abgelaufen ist, stellen auch Syngenta, Bayer oder chinesische Konzerne das Agrogift her. In Deutschland landen jährlich 7000 bis 15 000 Tonnen auf rund 40 Prozent aller Ackerflächen.
 Zur Superprofitquelle für Monsanto wurde Glyphosat durch die Erfindung der Gentechnik: Sprüht man ein Feld mit »Roundup« ein, sterben alle Pflanzen – außer den genmanipulierten. Deutschland ist derzeit zwar noch frei davon, aber Gen-Soja aus Amerika ist auch hier seit 1996 als Kraftfutter für Tiere zugelassen. Monsanto-Lobbyisten drängen darauf, den EU-Markt im Rahmen des derzeit zwischen den USA und der EU verhandelten TTIP-Freihandelsabkommens noch weiter für Gentechnik zu öffnen – und bei Nichtzulassung Schadensersatzklagen zu ermöglichen!

Ackergifte? Nein danke!
Ute Scheub schreibt derzeit an einem Buch, das bei think­Oya im Oktober erscheinen wird: »Ackergifte? Nein danke! Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft« Die Flugschrift wird enthüllen, welche Lobbys den Einsatz von Gift auf unseren Äckern propagieren, die Lügen entlarven, die sie uns auftischen, und vor allem Wege aufzeigen, die zu einer gesunden, vielfältigen Landwirtschaft führen. Das Buch wird die Kampagne www.ackergifte-nein-danke.de begleiten.

weitere Artikel aus Ausgabe #26

Photo
Naturvon Lara Mallien

Die Sprache der Blaumeisen

Michael Beleites hat es gewagt, die kastastrophalen Folgen des Uranbergbaus in der DDR öffentlich zu machen: 1988 erschien seine im Untergrund hergestellte Dokumentation »Pechblende«. Nach der Wende publizierte er über die Zwangskollektivierung der Bauern in der DDR, deren Folgen sich bis heute fatal auswirken. Zehn Jahre lang war er Sächsischer Landes­beauftragter für die Stasi-Unterlagen. Heute lebt er auf seinem ökologischen Gärtnerhof in Blankenstein bei Dresden und forscht zu einer organismischen Biologie.

Photo
(Postwachstums-)Ökonomievon Matthias Fersterer

Der gestohlene Fluss (Buchbesprechung)

Hinter »Benten Clay« verbirgt sich nicht etwa eine Consulting- oder Investmentfirma, sondern ein Ber- liner Künstlerinnenkollektiv. Ihrem Namen verplich- tet – eine Abwandlung des im geplanten finnischen Atommüllendlager »Onkalo« zur Strahlendämmung

Photo
Gesundheitvon Julia Vitalis

Geboren wird immer

Die Haftpflichtversicherungen für Hebammen klettern nächstes Jahr auf ein Rekordhoch von 6000 Euro. Mit der »Nürnberger« steigt 2016 zudem eine der drei letzten verbliebenen Versicherungen ganz aus dem Geschäft aus. Immer mehr Hebammenpraxen und kleinere Stationen für Geburtshilfe schließen. Grund zur Panik?

Ausgabe #26
Landwende

Cover OYA-Ausgabe 26
Neuigkeiten aus der Redaktion